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"Die Psychiatrie wird eine hörende sein oder sie wird nicht sein - Für eine hörende Kultur in der Psychiatrie"
Prof. Dr. Giovanni Maio | Albert-Ludwig-Universität Freiburg im Breisgau | Germany
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Autor:
Prof. Dr. Giovanni Maio | Albert-Ludwig-Universität Freiburg im Breisgau | Germany
Die Psychiatrie ist jederzeit herausgefordert, professionelle Abstinenz mit lebensweltlicher Empathie zusammenzubringen. Sie steht immer vor der Aufgabe, absolute Sachlichkeit mit innerer Leidenschaft für die Besonderheit eines jeden Patienten zu verbinden. Aber diese Besonderheit des Patienten kann man eben nicht sehen, sondern nur hören. Was Psychiatrie leistet, ist ein Zuhören in einem Umfeld, das einem Visualprimat folgt. Folge einer strukturell begünstigten Sehdominanz der Medizin ist die allgegenwärtige Versuchung, den Patienten tendenziell zum messbaren Gegenstand zu machen. Gerade weil das akustisch Aufgenommene sich nicht in die gängigen Mess- und Bewertungskriterien der Medizin einfügt, wird mit dem gekonnten Zuhören eine Kernleistung der Psychiatrie schon von ihrer Essenz her unterbewertet. Umso drängender erscheint es, sich gerade im Kontext der Psychiatrie näher mit einer Philosophie des Hörens zu befassen, um damit das Bewusstsein für die eigentliche Identität der Psychiatrie zu schärfen.
Lit.: Maio, G.: Den kranken Menschen verstehen. Für eine Medizin der Zuwendung. Freiburg: Herder, 2016.