IPSILON unterstützt auf nationaler Ebene die Suizidprävention. IPSILON unterstützt, koordiniert und vernetzt die Institutionen, Organisationen, Gruppierungen und Programme im Bereich der Suizidprävention.
In dieser Session werden aktuelle Beiträge aus der gesamten Schweiz zu Grundlagen und Epidemiologie, der Bedeutung des Themas in der Lehre, Unterstützungsmöglichkeiten für Hinterbliebene sowie das IPSILON Positionspapier zur Sterbehilfe präsentiert.
13:00 Uhr
Was passiert bei einem Suizidversuch? Phasen der Suizidalität
Prof. Dr. med. Thomas Reisch
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Autor:
Prof. Dr. med. Thomas Reisch
Suizid ist oft ein überraschendes Ereignis. Zwei Drittel der Personen die sich suizidieren wissen 12 Stunden vor Ihrem Tod nicht, dass sie sich suizidieren werden. Doch was passiert genau während dieser Zeit? Wie läuft ein Suizidversuch ab, was sind die einzelnen Handlungsschritte und wie lange dauern diese? Das im Referat vorgestellte 6-Phasen-Modell hilft die einzelnen Schritte von suizidalen Menschen besser zu verstehen, bevor er/sie sich am Ende das Leben nimmt. Menschen denken und handeln unterschiedlich, nicht bei allen Menschen ist der Handlungsablauf gleich. An Hand von Interviews mit Patienten, die einen Suizidversuch überlebt haben, werden erstmals Daten zu dem 6 Phasen des Modells vorgestellt. Das Verständnis über die verschiedenen Phasen der Suizidhandlung kann helfen präventive Interventionen zu optimieren.
13:05 Uhr
Trends bei Suiziden in der Adoleszenz in der Schweiz von 1972 bis 2015
Dr. Stephan Kupferschmid | IPW
Prof. Dr. med. Urs Hepp | IPW
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Autoren:
Dr. Stephan Kupferschmid | IPW
Prof. Dr. med. Urs Hepp | IPW
PD Dr. Niklaus Stulz | IPW
Dr. Christoph Junker | BFS
In einer Auswertung der Daten des Bundesamtes für Statistik untersuchen wir die Trends bei Suiziden in der Adoleszenz in der Schweiz von 1972 bis 2015. Dabei werden die Besonderheiten im Verlauf bei dieser Altersgruppe dargestellt und diskutiert.
13:10 Uhr
Suizidprävention in der Lehre: Auf Rollenspielen-basierte 2-Tages Fortbildung im Einsatz bei verschiedenen Zielgruppen in der Romandie
Dr. Carole Kapp
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Autoren:
Dr. Carole Kapp
Dr. Laurent Michaud
Stephane Saillant
Yves Dorogi
Die initiale Begleitung und Orientierung suizidgefährdeter Personen ist ein anerkannter Schwachpunkt der Suizidprävention. Weitverbreitete Mythen und Vorurteile zu Suizid sind die Hauptgründe für das Nichthandeln oder die Falschhandlungen bei den initialen Hilfeleistungen für suizidgefährdeten Personen. 2005 gründeten in der französischsprachigen Schweiz Ärzte und Pfleger aus der Psychiatrie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine Arbeitsgruppe (Groupe Romand Prévention Suicide - GRPS) um die regionale Suizidprävention zu verbessern. Gemeinsam mit weiteren Akteuren der Suizidprävention koordiniert diese Gruppe seither diverse Präventionsmaßnahmen vor allem in den öffentlichen psychiatrischen Einrichtungen. Seit 2005 organisiert diese Gruppe eine Fortbildung in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne. Der Kurs wurde gemeinsam mit Experten aus Kanada und Frankreich entwickelt und richtet sich an diverse Zielgruppen welche eine Rolle in der Suizidprävention haben. Mehrheitlich sind die Teilnehmer in der Psychiatrie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie beruflich tätig. Weitere Teilnehmer arbeiten u.a. in Schulen, oder als Sozialarbeiter, Polizist, Telefonberater und Erzieher. Derzeit wird diese 2-Tage dauernde Fortbildung in 5 Städten der französischsprachigen Schweiz angeboten, 30 Sessionen finden jährlich statt. Bisher haben mehr als 3500 Leute an dieser Fortbildung teilgenommen. Im Laufe der Fortbildung werden die 18 Teilnehmer in 6 Untergruppen aufgeteilt. In diesen kleinen Gruppen werden jeweils 3 verschiedene Situationen mit suizidgefährdeten Personen (eine ältere Frau, eine Jugendliche, ein erwachsener Mann) im Rollenspiel dargestellt. Diese Rollenspiele erlauben eine Wahrnehmung des Empfindens suizidgefährdeter Personen sowie eine Konfrontation mit den eigenen Vorstellungen und Vorurteilen zu Suizid. Die wahrgenommenen Gefühle und Erlebnisse werden danach mit allen Teilnehmern besprochen. Diese Selbsterfahrung bringt eine Veränderung der Einstellung zu Suizid allgemein sowie zu suizidgefährdeten Personen mit sich, welche es den Teilnehmern ermöglicht bei Kontakt zu suizidgefährdeten Personen eine offenere und unterstützendere Haltung einzunehmen. Die Zufriedenheitrate der Teilnehmer ist sehr hoch. 2017 gaben 96% der Teilnehmer an dass die Fortbildung teilweise oder ganz ihren Erwartungen entsprach.
13:15 Uhr
Suizid – und dann? Angebote für betroffene Angehörige
Jörg Weisshaupt
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Autor:
Jörg Weisshaupt
Einleitung
Nach einem Suizid besteht für Hinterbliebene die Gefahr einer Imitationstat. Suizidpostvention ist deshalb gleichzeitig Prävention. Die komplizierte Trauer (früher auch als „pathologische Trauer“ bezeichnet) wird erschwert durch die spezifischen Umstände des erlebten Verlustes.
Nur wenige Survivors suchen gemäss einer US-Studie Hilfsangebote auf (Aguirre und Slater, 2010). Diejenigen, welche diese nutzen, finden sie jedoch hilfreich. Werden Survivors proaktiv auf Hilfe hingewiesen, dauert es ca. einen Monat, bis sie diese in Anspruch nehmen. Überlässt man die Suche von Hilfsangeboten den Betroffenen, dauert es durchschnittlich viereinhalb Jahre.
Als Ergänzung eines individuellen Therapie- und Beratungskonzeptes sind Selbsthilfegruppen von grosser Bedeutung. Die Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen - im Hinblick auf Prävention und Nachsorge - werden anhand der „geführten“ Selbsthilfegruppen „Nebelmeer“ und „Refugium“ (von deren Leiter Jörg Weisshaupt) beispielhaft geschildert.
Deshalb investieren wir in Projekte, die Survivors in ihrem Trauma nach der Intervention von Care Teams abholen.
13:20 Uhr
Positionspapier des Ipsilonvorstands zur Sterbehilfe und Suizidbeihilfe
Prof. Dr. med. Gabriela Stoppe
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Autor:
Prof. Dr. med. Gabriela Stoppe
Die Anzahl assistierter Suizide hat sich in unserem Land in den vergangenen 10 Jahren nahezu verdreifacht (von etwa 100 im 2001, gegen 800 im Jahr 2015). Insgesamt 2211 Fälle vermuten die Behörden im Zeitraum 1998-2008. Die Mitgliederzahlen privater Suizidbeihilfeorganisationen, wie z.B. Exit oder Dignitas, nehmen seit Jahren kontinuierlich
zu. Die Möglichkeit zum assistierten Suizid hat also zu einer Ausweitung der Suizidbeihilfe geführt: alle Altersgruppen, chronisch Kranke generell und insbesondere auch solche mit psychischen Erkrankungen und neuerdings sogar gesunde alte Menschen mit Lebensmüdigkeit. Das Positionspapier des Ipsilonvorstands zur Sterbehilfe und Suizidbeihilfe behandelt dies Thema und wird vorgestellt und diskutiert.