Autoren:
Giulia Rinaldi | Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD), Universität Bern, Bern, Schweiz | Switzerland
PD Dr. Frauke Schultze-Lutter | Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland | Germany
Naweed Osman | Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland | Germany
Prof. Dr. med. Michael Kaess | Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD), Universität Bern, Bern, Schweiz | Switzerland
Prof. Dr. med. Benno G. Schimmelmann | Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD), Universität Bern, Bern, Schweiz | Switzerland
Dr. Jochen Kindler | Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD), Universität Bern, Bern, Schweiz | Switzerland
Dr. Chantal Michel | Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD), Universität Bern, Bern, Schweiz | Switzerland
Einleitung: Copingstrategien sowie Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen sind wichtige Prädiktoren seelischer Gesundheit. Die Erforschung ihrer komplexen Interaktionen führte jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen, wobei eine kürzlich erschienene Metaanalyse auf die Mediation durch Coping in der Auswirkung von Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen auf seelische Gesundheit hinwies.
Ziel unserer Studie war es, diese Interaktionen im bisher unerforschten Zusammenhang mit einem Clinical High Risk (CHR) Status für Psychosen weiter zu untersuchen.
Methoden: Dazu wurden 6 Strukturgleichungsmodelle in einer Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung (N=523; 19-45 Jahre, 39% männlich) getestet, die sich bezüglich der Position und Ausdifferenzierung von CHR-Symptomen (Ultra-High Risk, Basissymptome) unterschieden. Hierzu wurden 2 latente Faktoren der seelischen Gesundheit definiert: (1) ‘Psychopathologie’ (PP), aus Anwesenheit psychischer Störungen, globalem und psychosozialem Funktionsniveau bestehend, und (2) ‘Selbsteinschätzung des Gesundheitsstatus’ (SRH).
Ergebnisse: Zwei Modelle wurden aufgrund ihres Fits (in beiden, CFI=0.98, RMSEA=0.04, SRMR=0.06; TLI=0.97 bzw. 0.98) und ihrer stärkeren Kohärenz mit der Literatur zur Entwicklung der untersuchten Variablen ausgewählt und an einer klinischen Stichprobe validiert (N=334, 13-40 Jahre, 54,5% männlich). In beiden Modellen sind CHR-Symptome das Outcome, deren Varianz vorwiegend durch ‘PP’ erklärt wird. Zudem wird in beiden Stichproben die Hypothese einer Mediation durch Coping unterstützt. Dabei mediiert insbesondere maladaptives Coping die negativen Auswirkungen maladaptiver Kontrollüberzeugungen auf ‘PP’ und ‘SRH’. Zudem fördern negative Kompetenzüberzeugungen ‘PP’, unabhängig von Coping.
Fazit & Ausblick: Diesen Ergebnissen zufolge sind Copingstrategien, vor allem maladaptive, ein wichtiges Interventionsziel in der Förderung seelischer Gesundheit, auch im Rahmen eines CHR-Status’. Zudem könnte ein frühzeitiger Fokus auf maladaptive Kontrollüberzeugungen negative Kaskadeneffekte auf seelische Gesundheit vermeiden. Insbesondere in der Behandlung und Prävention des CHR-Status’ sollten Kompetenzüberzeugungen neben komorbiden psychischen Störungen und Funktionseinbussen einen Schwerpunkt darstellen.