Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
Sehr geehrte Damen und Herren
Psychische Krankheiten sind eine hochindividuelle Angelegenheit, deren Ursachen auf viele Faktoren zurückzuführen sind, die sich unter dem Stichwort Nature and Nurture subsummieren lassen.
Zur Behandlung von psychischen Krankheiten setzt die Psychiatrie als medizinisches Fach typischerweise bis heute eine Diagnose voraus. Aufgrund der Diagnose wird die Indikation zum Behandlungsvorgehen gestellt. In der somatischen Medizin entsprechen Diagnosen Krankheiten, in der Psychiatrie sprechen wir von Störungen, welche aufgrund der charakterischen Symptome Syndromkonstrukten entsprechen. Die Zulassung von bestimmten Behandlungsformen, seien sie pharmakologischer oder anderer Art, werden in eindeutigem Bezug auf diese Störungen erteilt.
Glücklicherweise zeigt sich zurzeit eine Tendenz, die individuell erheblich differierenden psychopathologischen Syndrome zunehmend zu erkennen und in der Behandlungsplanung entsprechend zu berücksichtigen. Diese Entwicklung stellt eine unabdingbare Voraussetzung zur Weiterentwicklung der personalisierten Medizin dar, mit der wir die individualisierte Behandlungsplanung in Bezug auf die eingesetzten Behandlungselemente und deren zeitlichem Ablauf anstreben. Das Ziel der Entwicklung einer personalisierten Medizin besteht darin, in kürzerer Zeit bessere Behandlungseffekte zu erreichen.
Die zur Verfügung stehenden Bausteine der Behandlung setzen sich aus psychotherapeutischen, sozialpsychiatrischen und biologischen Interventionen zusammen. Sämtliche Behandlungselemente haben selbstverständlich sowohl psychologische wie auch soziale und biologische Auswirkungen und deren Abstimmung verlangt einen qualitativ hochstehenden Dialog zur Koordination der einzelnen Interventionen in der therapeutischen Gesamtarbeit.
Um die therapeutischen Instrumente und Möglichkeiten, hier salopp als „Bausteine der Behandlung“ bezeichnet, besser abbilden zu können, ist der Einbezug der dafür spezialisierten Berufsgruppen unumgänglich. Wir werden entsprechend den Kongress 2018 zusammen mit drei Psychologenverbänden organisieren, ohne auszublenden, dass noch viele weitere Berufsgruppen am therapeutischen Gesamtkonstrukt zum Wohle des Patienten beteiligt sind. Angesichts der inhaltlichen Nähe unserer Tätigkeiten, insbesondere der Überschneidungen im Rahmen der Psychotherapie scheint es uns zielführend, den Dialog im Rahmen dieses Kongresses auf die Berufsgruppe der PsychologInnen und PsychiaterInnen zu beschränken.
In der alltäglichen Behandlungsrealität pflegen wir bereits heute den interdisziplinären Dialog, entwerfen gemeinsame Behandlungsplanungen und setzten die Behandlungsmassnahmen um.
Ich freue mich auf den Kongress 2018 mit einem entsprechend offenen und hoffentlich weiterführendem Dialog zwischen unseren Berufsgruppen.
Dr. Kaspar Aebi
Kongresspräsident SGPP